Herzschwäche

In Europa leiden mehrere Millionen Menschen an einer Herzschwäche. In Deutschland werden  jährlich ca. 250.000 Patienten im Krankenhaus behandelt. Ist man Betroffener, ist dies kein Grund zu resignieren. Herzschwäche ist kein unabwendbares Schicksal, denn durch Einsatz moderner Therapieschemata nach den entsprechenden Leitlinien, sowie durch Änderung der Lebensführung ist eine deutliche Verbesserung der Lebensqualität möglich. Die Herzinsuffizienz (Herzschwäche) ist eine chronische Erkrankung die regelmäßige Kontrollen erfordert.
 
Was ist unter Herzinsuffizienz (Herzschwäche) zu verstehen?
 
Das Herz ist eine Muskelpumpe die mit jedem Herzschlag das Blut durch die Arterien in alle Organe pumpt. Beim Herzschlag unterscheidet man die Anspannungsphase (Systole) in der das Blut ausgeworfen wird und die Erschlaffungsphase (Diastole) in der sich das Herz neu mit Blut füllt. Eine Pumpschwäche führt zum Rückstau des Blutes in die Lungen und zu einer Einflussbehinderung mit Stauung des Blutes vor dem Herzen. Beide Phasen können krankhaft verändert sein und zu den typischen Symptomen Luftnot in Ruhe oder bei Belastung, dicke Beine (Ödeme), rasche Erschöpfung, oder der Unmöglichkeit flach zu liegen (Orthopnoe), führen.
Wie ausgeprägt die Symptome sind hängt vom Schweregrad der Herzinsuffizienz ab. Die Einteilung erfolgt nach der New York Heart Association (NYHA) in 4 Stadien.
            
 
Verlauf
 
Unbehandelt nimmt die Herzinsuffizienz und die Beschwerden stetig zu (z. B. von NYHA II zu NYHA IV). Um das zu verhindern, ist eine exakte frühzeitige Diagnose und eine optimale Behandlung unabdingbar, um die Lebensqualität  zu erhalten oder zu verbessern.
 
Welche Erkrankungen führen zur Herzinsuffizienz ?
 
Häufigste Ursachen sind Durchblutungsstörungen (Koronare Herzerkrankung) und die schlecht eingestellte arterielle Hypertonie. Erstere führt durch Infarkte zum Untergang von Herzmuskelgewebe, Letztere durch ständig erhöhte Druckbelastung zum Nachlassen der  Herzmuskelkontraktilität und schließlich zur Herzvergrößerung. Durch optimale Behandlung dieser beiden Ursachen könnten nahezu 50 % aller Herzinsuffizienzen verhindert werden. Am dritthäufigsten ist eine direkte Herzmuskelschädigung durch verschiedene Ursachen wie Herzmuskelentzündung, genetische Faktoren oder toxische Schädigungen (z.B. Alkohol, Medikamente). Herzklappenerkrankungen, Schilddrüsenfunktionsstörungen, seltene Stoffwechselerkrankungen, oder generalisierte Systemerkrankungen (Kollagenosen) können weitere Ursachen der Herzinsuffizienz sein.
 
Woran erkennt man eine Herzinsuffizienz ?
 
Typische Beschwerden (s. oben) und körperliche Befunde wie Wassereinlagerungen in Knöchel, Unterschenkel oder auch Bauchhöhle, Rasselgeräusche  der Lunge, Lebervergrösserung, erweiterte Halsvenen können auf eine Herzinsuffizienz hienweisen. Bei diesen Zeichen muss ein Arzt konsultiert werden. 
Neben diesen klinischen Befunden kann die Herzschwäche mittels Echokardiograhie (Ultraschall) objektiviert werden. Hierbei ergeben sich in Verbindung mit dem Patientengespräch und bekannten Vorerkrankungen oft bereits Hinweise auf die Ursachen. Auch spezielle Laborwerte – die natriuretischen Peptide – können zur Diagnose in unklaren Fällen beitragen. Ruhe-EKG und Langzeit-EKG ergänzen die Diagnostik und ermöglichen eine gewisse Risikoabschätzung.
 
Behandlung der Herzinsuffizienz ?
 
Bei bekannter Ursache muss  leitliniengerecht behandelt werden. z. Bsp. Beseitigung von Durchblutungsstörungen durch Aufdehnung von verengten Herzkranzgefäßen oder durch eine Bypass-Operation, Behandlung des hohen Blutdrucks, operative Korrektur eines Herzklappenfehlers u.a.. Wenn bei optimaler Behandlung keine Besserung zu erzielen ist, können spezielle Herzschrittmacher bei einigen Patienten mit bestimmten EKG-Veränderungen (Linksschenkelblock) Besserung bringen (Kardiale Resynchronisation). Letzte Alternative ist die Herztransplantation, oder die chirugische Einbringung so genannter Herzunterstützungssysteme.
 
Medikamentöse Therapie
 
Die chronische Herzinsuffizienz erfordert eine langfristige Behandlung – auch wenn sie sich besser fühlen oder gar keine Beschwerden mehr haben !
 
Basis der medikamentösen Behandlung sind ACE-Hemmer (bei Reizhusten alternativ AT-Rezeptor-Antagonisten(ATRA)) oder Sacubitril/Valsartan, ß-Blocker und Aldosteronantagonisten.. In Abhängigkeit vom NYHA-Stadium und dem körperlichen Befund können ergänzend stärkere Diuretika eingesetzt werden. Bei anhaltend hohem Puls unter ß-Bockern auch zusätzlich Ivabradin. In der aktuellen Leitlinien werden ferner spezielle Antidiabetika (SGLT2-Hemmer) ergänzend empfohleni
 
Wechselwirkung mit anderen Medikamenten
 
Schmerz- und Rheumamittel (Nichtsteroidale Antirheumatica) in hohen Dosen heben teilweise die Wirkung der Herzmedikamente auf. Sie können zusammen mit den Herzmedikamenten Nierenfunktionsstörungen verursachen und vermehrt Wasser im Körper binden. Bei chronischen Schmerzen sollten daher nach Rücksprache mit einem Arzt alternative Schmerzmittel verordnet werden.
 
Vitamine, homöopathische Mittel
 
Bei „normaler“ Ernährung liegt in Mitteleuropa kein Vitaminmangel vor. Die zusätzliche Einnahme von Vitaminen, Spurenelementen, pflanzlicher oder homöopathischer Mittel hatten bislang in großen Studien keinen eindeutigen positiven Einfluss. Sie werden in den Leitlinien der kardiologischen Gesellschaften daher nicht speziell empfohlen.
 
Herzschrittmacher (CRT) – Defibrillator
 
Bei lebensbedrohlichen Herzrhytmusstörungen kann die Implantation eines Defibrillators notwendig sein. Er kann solche Rhythmusstörungen durch sogenannte „Überstimulation“ oder einen Stromstoß beenden.
In manchen Fällen (Linksschenkelblock im EKG) kontrahieren nicht alle Teile des Herzmuskels gleichzeitig, d.h.  asynchron. Durch eine kardiale Resynchronisation mit einem Dreikammer–Herzschrittmacher kann das Herz „resynchronisiert“ und die Leistungsfähigkeit verbessert werden.
 
Ernährung, Genussmittel
 
Wichtig ist die Einschränkung der Salzzufuhr, da Salz Wasser im Körper bindet und so die Herzbelastung zusätzlich erhöht und ferner den Effekt der Diuretika aufhebt. Die Salzzufuhr sollte einen Teelöffel Salz täglich nicht überschreiten. Mitgerechnet wird verstecktes Salz in vielen Lebensmitteln. Die Empfindlichkeit Salz zu schmecken stellt sich auf die verminderte Zufuhr ein, so das Sie nach kurzer Zeit keinen Unterschied im Geschmack von Speisen zu früher feststellen werden.
Absoluter Alkoholverzicht bei alkoholinduzierter Herzinsuffizienz kann die Herzschwäche bessern. Rauchen ist gefäßschädigend (Durchblutungsstörung !) und sollte eingestellt werden.
 
Körpergewicht
 
Um das Herz zu entlasten sollte möglichst das Normalgewicht angestrebt werden (Körpergröße in cm – 100, bei Frauen minus 10%, genauer: BMI = Body-Mass-Index: Größe in cm2 /kg Körpergewicht, Norm 20-25). Regelmäßiges wiegen (3 mal pro Woche) weist zudem bei mittelschwerer Herzinsuffizienz frühzeitig bei Gewichtszunahme auf eine Verschlechterung hin und sollte Anlass zum Aufsuchen des Arztes sein.
 
Bewegung, Sport
 
Bei klinisch stabiler Herzinsuffizienz ist körperliches Training sinnvoll und kann helfen die Leistungsfähigkeit zu erhalten und zu verbessern. Empfehlenswert sind Ausdauerbelastungen wie Spazierengehen, Wandern, Radfahren, Laufen, Nordic Walking. Kraftsportarten sind nicht empfehlenswert. Vor Beginn solcher Aktivitäten sollte ein Arzt konsultiert werden und die Leistungsfähigkeit objektiviert werden (Belastungs-EKG)! Sehr empfehlenswert ist die Teilnahme in Herzsportgruppen.
 
Oft macht sich die Herzschwäche erst bei größeren oder lang andauernden körperlichen Belastungen bemerkbar. Wenn diese gemieden werden kann das Leben nahezu unverändert weitergeführt werden. Bei stärkeren Symptomen sollte die körperliche Aktivität diesen angepasst werden (z. B. kein Tragen schwerer Lasten, Fahrstuhl statt Treppe u.a.) und ein Arzt aufgesucht werden.
 
Sexualleben, Reisen
 
Bei Problemen sollten diese offen mit dem Partner besprochen werden. Die körperliche Leistungsfähigkeit ist bei höhergradiger Herzinsuffizienz herabgesetzt. Zusätzlich spielen oft emotionale Faktoren eine weitere Rolle bei Problemen. Medikamente können gelegentlich die Erregbarkeit bei Männern herabsetzen.

Reisen sind möglich. Tropisches Klima und Höhen über 1500m belasten das Herz und sollten gemieden werden. Prinzipiell muss die eigene körperliche Leistungsfähigkeit mit den Anforderungen der jeweiligen Reise kritisch hinterfragt werden. Bei Langstreckenflügen kann in wenigen Einzelfällen zur Verhinderung von Thrombosen eine Blutverdünnung indiziert sein.

Praxis für Kardiologie Dillenburg
Dr. med. Volker Spahn & Dr. med. Thorsten Molling
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