Was können Sie tun?

Wurden bei Ihnen kürzlich Durchblutungsstörungen des Herzens (KHK) festgestellt, oder haben Sie bereits einen Herzinfarkt erlitten? Leiden Sie unter Herzschwäche als Folge einer KHK, eines hohen Blutdrucks, oder aus anderer Ursache?
 
Für viele Patienten ist das ein einschneidendes Ereignis in ihrem Leben. Man muss lebenslang regelmäßig Medikamente einnehmen, um die Beschwerden zu lindern. Das führt oft zu Unsicherheit und Angst darüber was man eigentlich noch darf. Oft hört man von allen Seiten, dass man sich jetzt körperlich schonen sollte. Viele Patienten versuchen ihre Krankheit zu verdrängen und ziehen sich von früheren Aktivitäten zurück. Dies wurde in der Vergangenheit auch von Ärzten unterstützt, weil man meinte, bei einer Herzerkrankung führt körperliche Belastung zwangsläufig zu Komplikationen. Neue wissenschaftliche Erkenntnisse machen dem ein Ende. Leitlinien empfehlen heute nach Herzinfarkt eine rasche Mobilisierung und kontrollierte körperliche Belastung. Das gilt auch für die Herzschwäche.
Maßnahmen wie Ernährungsumstellung, Bewegung, Nikotinverzicht und Gewichtsabnahme senken das Sterblichkeitsrisiko genauso stark wie Medikamente!!!!!! Daher sollten Medikamente und Änderung des Lebensstils gemeinsam eingesetzt werden.
Die folgenden Ausführungen sollen Ihnen zeigen, dass eine kontrollierte körperliche Belastung möglich und sogar nützlich ist.
 

          Koronare Herzerkrankung (KHK)

 
Eine Studie verglich Patienten mit Herzkranzgefäßverengung hinsichtlich Beschwerden, Überleben, Auftreten eines Herzinfarktes, bzw. Schlaganfalls, Notwendigkeit zur Krankenhausbehandlung und zur Revaskularisation (Bypass-OP, Ballonaufdehnung). Eine Gruppe unterzog sich einer Ballondilatation mit Stent-Implantation. Eine Gruppe absolvierte regelmäßig ein intensives Ausdauertraining. Beide Gruppen erhielten zusätzlich eine optimale Tablettenbehandlung. Die Trainingsgruppe war nach einem Jahr zu 88%, die „Ballon“gruppe nur zu 70% Ereignisfrei.
Auch nach erfolgreicher Ballondilatation wirkt regelmäßige körperliche Aktivität schützend. Trainierte Patienten müssen weniger häufig ins Krankenhaus (18,6 % vs. 46%) fühlen sich besser und haben weniger Herzereignisse.
Ursache dieses positiven Effektes sind die Beeinflussung der klassischen Risikofaktoren (Diabetes, Hypertonie, Blutfette, Gewicht), eine erhöhte Sauerstoffaufnahmekapazität, Aktivierung der Blutgerinnung, bzw. deren Gegenspieler (Fibrinolyse), sowie Verbesserung der Gefäßreagibilität (Endothelfunktion) am Herz und an der Skelettmuskulatur.
 
Fazit: Körperliches Ausdauertraining ohne Eingehen einer Sauerstoffschuld (aerob) senkt die Erkrankungshäufigkeit und die Sterblichkeit der KHK.
 
Ausmaß der körperlichen Aktivität
 
Vor Trainingsbeginn muss eine symptomorientierte Belastung unter ärztlicher Aufsicht erfolgen um  belastungsinduzierte  Durchblutungs- und Herzrhythmusstörungen auszuschließen!
Hiermit wird die individuelle Leistungsfähigkeit ermittelt um die Trainingsintensität festzulegen.
Anzustreben sind aerobe Belastungen. Sportarten sind Fahrradfahren, Walking, Laufen u.a.. Optimal ist der Beginn des Trainings im Rahmen einer Rehabilitation ( engmaschige Monitorkontrolle möglich). Danach Fortführung zu Hause und einmal pro Woche in einer Herzsportgruppe. Fahrradergometertraining 5 mal pro Woche für 30 Minuten bewirkt bei KHK-Patienten ohne Herzschwäche eine Zunahme der körperlichen Belastbarkeit um 20%.
 
Trainingspuls nach der Karvonen-Formel
 
Trainingsherzfrequenz = (HFm – HF r) x 0,6 (bis 0,7) + HF r
HFm = maximale Herzfrequenz beim Belastungs-EKG,      HF r = Ruheherzfrequenz
 
Vorgehen bei KHK (Anfangs immer unter ärztlicher Aufsicht!)
 
Beginn            
  • Stabile KHK (Beschwerden bei bestimmter Belastung)
  • Ergometrie zur Beurteilung der Belastbarkeit
  • Kurz nach Herzinfarkt
  • Beginn in Reha unter ärztlicher Überwachung mit Monitor
Intensität            
  • Training ohne Beschwerden
  • Aerobe Belastung
  • Steigerung nach Belastbarkeit
Heimtraining       
  • ca. 70% der maximalen Leistungsfähigkeit
  • ca. 30 Minuten Fahrradergometer
  • 3 – 5 mal pro Woche
  • Herzfrequenzkontrolle
  • Gruppentraining 1 mal pro Woche
Anpassung         
  • Belastungs-EKG nach 2-4 Wochen und nach 3 Monaten Training. Danach Trainingsanpassung    
 
 
          Chronische Herzschwäche
 
Früher galt jegliche Belastung bei Herzschwäche als verboten. Man meinte dadurch die Prognose zu verbessern. Folge war eine weitere Verschlechterung der Lebensqualität mit Abnahme der Belastbarkeit und Verlust von Muskulatur durch Inaktivität.
Regelmäßiges Training führt zur Zunahme der Sauerstoffaufnahme bis 20%. Durch Verbesserung der Gefäßreagibilität, Senkung schädigender Hormone und Eiweiße im Blut sowie Verhinderung herzschädigender Veränderungen der Skelettmuskulatur nimmt die Sterblichkeit um 35%, Krankenhausaufenthalte um 28% ab.
 
Ausmaß der körperlichen Aktivität
 
Vor Trainingsbeginn muss eine symptomorientierte Belastung unter ärztlicher Aufsicht mit kontinuierlicher Überwachung von Blutdruck und Herzfrequenz erfolgen!
Hiermit wird die individuelle Leistungsfähigkeit ermittelt um die Trainingsintensität festzulegen. Es darf nur eine aerobe Belastung erfolgen. Sportarten sind Fahrradfahren, Walking, Spazierengehen u.a. je nach Belastbarkeit. Danach Fortführung zu Hause und einmal pro Woche in einer Herzsportgruppe.
 
Trainingspuls nach der Karvonen-Formel
 
Trainingsherzfrequenz = (HFm – HF r) x 0,5 + HF r
HFm = maximale Herzfrequenz beim Belastungs-EKG,      HF r = Ruheherzfrequenz
 
Vorgehen bei chronischer Herzschwäche (Anfangs immer unter ärztlicher Aufsicht!)
 
Vor Beginn        
  • Ursache der Herzschwäche klären
  • Wenn möglich Durchblutungsstörungen beseitigen
  • Wenn nötig Defibrillator-Implantation
Beginn              
  • Luftnot in Ruhe, Ödeme (Wassereinlagerung): Training verboten !
  • Stabile Herzschwäche: Beginn nur unter ärztlicher Überwachung mit Monitor
Intensität              
  • Niedriges Belastungsniveau (Training ohne Beschwerden)
  • Aerobe Belastung, kurze Dauer (5 – 10 Min.), 1 – 2 mal täglich
  • Ausreichende Ruhephasen zwischen den Einheiten
Heimtraining           
  • ca. 60 % der maximalen Leistungsfähigkeit
  • bis 30 Minuten täglich Fahrradergometer
  • 3 – 5 mal pro Woche mit Herzfrequenzkontrolle
  • Gruppentraining 1 mal pro Woche
Anpassung            
  • Belastungs-EKG nach 2 – 4 Wochen und nach 3 Monaten Training
  • Herzultraschall
  • Danach Trainingsanpassung  
Unklarheit besteht noch bezüglich der optimalen Belastungsart (aerobes Ausdauertraining – Intervalltraining, lokales – systemisches Training, Krafttraining).
Praxis für Kardiologie Dillenburg
Dr. med. Volker Spahn & Dr. med. Thorsten Molling
Von-Andoldi Straße 1
35683 Dillenburg
Tel.: 02771-36006829
Fax.:02771-36006829